Vorstellung des Projekts und Reflektion der bisherigen Arbeit
– von Anne Kathrin Kohrs –
This blogpost is part of a transdisciplinary student project in the region of Oldenburg taught by Moritz Engbers, Prof. Ulli Vilsmaier, and Dr. Maraja Riechers.
Dieser Blogpost ist Teil des Studierendenprojekts Transdisziplinäres Projekt: Landkreis Oldenburg im Master Nachhaltigkeit. Lehrende: Moritz Engbers, Prof. Ulli Vilsmaier, Dr. Maraja Riechers.
Einordnung des transdisziplinären Projekts
Mit der Durchführung eines transdisziplinären Projekts im Rahmen des Studiengangs Nachhaltigkeitswissenschaft ist es den Studierenden möglich, Einblicke in die transdisziplinäre Forschung zu bekommen. Theorien und Methoden aus Lehrveranstaltungen der Nachhaltigkeitsforschung und transdisziplinären Forschung können im Projekt praktisch angewendet werden (Vilsmaier 2016).
Das transdisziplinäre (TD) Projekt „Fallstudie Landkreis Oldenburg“ bearbeitet in diesem Kontext die Fragestellung, inwiefern Naturparks Hebel für eine Nachhaltigkeitstransformation sind. Diese wurde vom Projekt „Leverage Points for Sustainability Transformation“ entwickelt, welches sich mit der Identifizierung von Deep Leverage Points nach Meadows (1999) für eine Nachhaltigkeitstransformation im Landkreis Oldenburg beschäftigt. Unter Leverage Points werden kleine und große Hebelpunkte oder Interventionen in ein System verstanden, mit denen das System verändert und beeinflusst werden kann (Abson et al. 2016).
Im TD Projekt bearbeitet ein Teil der Studierendengruppe den Forschungsschwerpunkt, was die Region antreibt und ein anderer Teil den Forschungsschwerpunkt, was die Region nährt. Diese Schwerpunkte sind aus der ursprünglichen Fragestellung einer transdisziplinären Fallstudie in Oldenburg entstanden:
Wie können (Bio-)Diversitätskorridore im Landkreis Oldenburg ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Leben nähren, fördern und antreiben?
Beide Teilgruppen arbeiten mit verschiedenen Akteuren vor Ort zusammen und kommunizieren untereinander. Die Arbeit in der Teilgruppe Antreiben soll nun vorgestellt werden.
Die Forschungsarbeit der Gruppe Antreiben und die theoretische Einbettung
Die Arbeit in der Gruppe Antreiben begann mit einem Brainstorming der Studierenden über die Bedeutung des Wortes “antreiben” beziehungsweise der Analyse, welche Handlungsfelder generell angetrieben werden können (Abbildung 1). In Bezug auf die übergeordnete Fragestellung war das Ergebnis, einen Naturpark in den Bereichen Bildung, Mobilität, Energie und Tourismus antreiben zu können.
Abbildung 1: Ausschnitt des Brainstormings der Gruppe Antreiben (eigene Quelle)
Nach langer Recherche und dem Analysieren vieler Berichte (z.B. LAG 2015), Abschlussarbeiten sowie einem Gespräch mit dem Naturpark Wildeshauser Geest wurde der Schwerpunkt des Teilprojekts Antreiben auf den Tourismus im Naturpark Wildeshauser Geest gelegt.
Eingebettet in die Fragestellung, in wie fern Naturparks Hebel für eine Nachhaltigkeitstransformation sind, lautet die untergeordnete Fragestellung der Gruppe Antreiben deshalb:
Inwieweit kann der Tourismus im Naturpark Wildeshauser Geest zu einer Nachhaltigkeitstransformation beitragen?
Erkennbar ist somit, dass die Gruppe Antreiben den Naturpark bereits als Hebel betrachtet und nicht zur Diskussion stellt, in wie weit der Park einen Hebel darstellen kann. Diese Annahme ist aufgrund der Formulierung der übergeordneten Frage getroffen worden. Zu betonen ist, dass es der Gruppe Antreiben nicht um den Tourismus als Hebel oder den Park als Hebel selbst geht. Vielmehr wird die Verbindung zwischen Tourismus und Naturpark als Hebel betrachtet.
Die gewählte Unterfrage ergänzt das Vorgehen der zweiten Teilgruppe, der Gruppe Nähren, welche sich mit der Identifikation des Naturparks beschäftigt. Beide Teilgruppen können so effektiv Hand in Hand arbeiten.
Der gesamte Ablauf des TD Projekts wird sich am Ablauf eines transdisziplinären Forschungsprozesses orientieren (Abbildung 2) (siehe Lang et al. 2012). Dieser gliedert sich in drei Phasen:
Abbildung 2: Transdisziplinärer Forschungsprozess (Lang et al. 2012)
Phase A: Die Phase A beschäftigt sich mit der Orientierung und dem Rahmen des Projekts und bildet die Grundlage für den Forschungsprozess. Inhalte dieser Phase sind die Identifikation und Beschreibung des vorliegenden Problems, die Festlegung des Forschungsobjekts, die gemeinsame Formulierung von Forschungszielen und die Gestaltung des konzeptionellen und methodischen Rahmens.
Eckpunkte, die im TD Projekt in Phase A geklärt werden müssen, sind:
- Wie wird der Tourismus in den (theoretischen und rechtlichen) Konzepten von Naturparks verstanden?
- Wie wird Tourismus konkret im Naturpark Wildeshauser Geest verstanden?
- Was ist der Literatur zu entnehmen bezüglich Kriterien, welche der Tourismus erfüllen muss, um eine Nachhaltigkeitstransformation zu bewirken?
- Welche Spannungsfelder gibt es möglicherweise zwischen dem Park und seinen Förderern sowie innerhalb des Parks?
- Wie ist eine Verknüpfung der Interessen der Gruppe Antreiben mit den Interessen des Parks und den betroffenen Gemeinden möglich?
Dabei können mögliche Spezifizierungen sein, wie das TD Projekt den Naturpark in der Erstellung eines Naturparkplans unterstützen kann und ob es Anknüpfungspunkte oder passende Projekte in der Region gibt, die den Naturpark in einer Nachhaltigkeitstransformation unterstützen können. Der Fokus würde auf der Transformation einzelner Projekte liegen, nicht auf der Betrachtung aller vorhandenen Projekte.
Phase B: Die Phase B ist der eigentliche Forschungsprozess. Verschiedene integrative, wissenschaftliche Methoden werden angewandt und weiterentwickelt. Weiterhin wird festgelegt, welche Stakeholder in welchem Teil des Forschungsprozesses involviert sind. Es soll eine zielorientierte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen sowie internen und externen Beteiligten erreicht werden.
Schritte des TD Projekts, die in dieser Phase angegangen werden müssen, sind die Klärung eines normativen Konzepts für eine nachhaltige Raumentwicklung und eine Planung bezüglich des methodischen Vorgehens. Möglich sind in diesem Zusammenhang die Durchführung von Interviews zur Beantwortung wichtiger Eckfragen, eine Akteurs- oder Netzwerkanalyse zur Festlegung, welche Akteure involviert sind oder involviert werden sollen sowie die Erstellung einer Online-Karte für die Auswahl geeigneter Projekte.
Phase C: In dieser Phase soll das (teilweise zusammen) erlangte Wissen miteinander verknüpft werden. Es ist der Prozess des Nutzens, der Anwendung sowie Implementation der Ergebnisse. Es wird als Re-Integration der Ergebnisse in die gesellschaftliche Praxis und wissenschaftliche Praxis bezeichnet.
An diesem Punkt folgt die Integration der Forschungsergebnisse der Gruppe Antreiben in die Praxis. Da die Ergebnisse an dieser Stelle noch nicht klar sind, ist eine detaillierte Beschreibung der Phase C des Projekts an dieser Stelle nicht möglich. Mit der weiteren Arbeit im TD Projekt ist davon auszugehen, dass die Inhalte der Phasen A – C konkretisiert und ergänzt werden.
Literatur
- Abson, D.J.; Fischer, J.; Leventon, J.; Newig, J.; Schomerus, T.; Vilsmaier, U., von Wehrden, H.; Abernethy, P.; Ives, C. D.; Jager, N. W. und Lang, D. J. (2016): Leverage points for sustainability transformation. Ambio A Journal of the Human Environment Volume 46: 30-39.
- Lang, D.J., Wiek, A.; Bergmann, M.; Stauffacher, M.; Martens, P.; Moll, P.; Swilling, M. und Thomas, C. J. (2012). Transdisciplinary research in sustainability science: Practice, principles, and challenges. Sustainability Science Volume 7: 25–43.
- Lokale Aktionsgruppe (LAG) LEADER Wildeshauser Geest (2015): Regionales Entwicklungskonzept 2014-2020. Lokale Aktionsgruppe (LAG) Wildeshauser Geest c/o Landkreis Oldenburg, Wildeshausen.
- Meadows, D. (1999): Leverage points: Places to intervene in a system. The Sustainability Institute Hardtland.
- Vilsmaier, U. (2016): Inter- und Transdisziplinäre Methoden. Verfügbar unter: http://www.leuphana.de/zentren/methodenzentrum/lehrangebot/inter-und-transdisziplinaere-methoden.html (zuletzt geprüft am 26.06.2017).
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