Der persönliche Austausch als Schlüssel zum Erfolg

Wie der Wissenstransfer im Rahmen von transdisziplinären Projekten von der Face-to-Face Kommunikation abhängt

Von Melina Otto

This blogpost is part of a transdisciplinary student project in the region of Oldenburg taught by Moritz Engbers, Ulli Vilsmaier & Maraja Riechers

Dieser Blogpost ist Teil des Studentenprojektes Transdisziplinäres Projekt: Landkreis Oldenburg im Master Nachhaltigkeit. Lehrende: Moritz Engbers, Ulli Vilsmaier & Maraja Riechers

„Transdisziplinäre Forschung zielt in ihrem Kern auf die Legitimation und Etablierung neuer Wissensformen, und zwar solcher, die durch soziale Prozesse zustande kommen.“ (Hanschitz et al. 2009)

 Die Entwicklung von Lösungen im Sinne der Nachhaltigkeit erfordert oftmals das Zusammenwirken von Akteuren mit verschiedenen fachlichen und kulturellen Hintergründen. In dem Kontext spielen solche transdisziplinären Prozesse eine wichtige Rolle für einen nachhaltigen Projekterfolg. Im Kern dienen transdisziplinäre Projekte dafür, einen wissensbasierten Austausch zwischen Akteuren aus der Praxis und Wissenschaft zu liefern und somit einen Wissenstransfer bzw. eine Wissensintegration zu ermöglichen.

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Abbildung 1: Der Übergang vom segmentierten Wissen zum transdisziplinären bzw. „robustem Wissen“ (Quelle: Hanschitz et al. 2009)

Dabei zielt transdisziplinäre Forschung eher weniger oder fast gar nicht auf die Generierung von Wissen der „harten Wissenschaften“ ab, sondern eher auf ein „nicht-wissenschaftliches Wissen“ oder „robustes Wissen“ sprich auf „soft skills“. Es geht eher darum, die Beziehungen zwischen den Akteuren zu fördern und dies auf eine persönliche Art und Weise. Dafür benötigen wir jedoch Methoden um miteinander kommunizieren zu können und den Austausch von Wissen zwischen verschiedenen Akteursgruppen aus unterschiedlichen Wissenssystemen zu ermöglichen. Hierfür eignen sich insbesondere die Förderung des persönlichen Austauschs, der Aufbau von Vertrauen und Glaubwürdigkeit sowie informelle Treffen und Netzwerke zwischen Akteuren.

Warum der persönliche Kontakt so wichtig ist

Bisheriger Austausch mit den Akteuren vor Ort in der Wildeshauser Geest

Genau diesen persönlichen Austausch zwischen verschiedenen Akteuren in dem Naturpark Wildeshauser Geest wollen wir als Teil der Studierenden der Forschungsgruppe „Fallstudie Oldenburg“ mit unserem transdisziplinären Projekt ermöglichen, um dadurch neues transdisziplinäres Wissen zu generieren. Innerhalb der Fallstudie Oldenburg konzentrieren wir uns als Projektgruppe auf das Verhältnis zwischen Tourismus und Naturschutz in dem Naturpark Wildeshauser Geest und möchten insbesondere durch unser transdisziplinäres Projekt herausfinden, inwieweit der Tourismus im Naturpark Wildeshauser Geest zu einer Nachhaltigkeitstransformation beitragen kann (Der Arbeitsprozess des TD (Teil)-projekts “Antreiben”). Hierbei soll untersucht werden, welchen Anspruch der nachhaltige Tourismus an den Naturpark stellt, aber auch welche Form von nachhaltigem Tourismus im Rahmen des Naturparks realisiert werden kann.

Bei der Vorgehensweise in unserem Projekt wurde uns schnell klar, dass der persönliche Austausch zwischen Akteuren der Schlüssel zum Erfolg ist, um neues Wissen zu generieren. Insbesondere bei der Findung unserer Forschungsfrage und der Erkennung des „Problems“ in der Wildeshauser Geest hat uns der persönliche Austausch mit verschiedenen Akteuren in unserem ersten Forschungssemester sehr geholfen. Für uns als studentische Gruppe war es zunächst wichtig, innerhalb der Feldphase, die Mitte Juni 2017 stattgefunden hat, den Naturpark Wildeshauser Geest und verschiedene Akteure, insbesondere den Zweckverband Wildeshauser Geest, der Träger des Naturparks und unser Projektpartner ist, kennenzulernen. Teil der Feldphase waren verschiedene Gesprächsrunden mit ganz verschiedenen Akteuren aus der Region, in denen sich über potentielle Nachhaltigkeitsprobleme, theoretische Ansätze sowie praktische Umsetzungen ausgetauscht wurde. Dieser erste persönliche Kontakt war sehr wichtig für die Projektgruppe, um die Region und die in der Region agierenden Akteure kennenzulernen. Insbesondere konnte aber auch durch die gemeinsame Feldphase der Gruppe das Gruppengefühl, durch das gemeinsame Erleben und Reflektieren, gestärkt werden. Das erste Kennenlerngespräch mit der Geschäftsführerin des Zweckverbands Wildeshauser Geest half uns sehr, sich zunächst gegenseitig kennenzulernen und Vertrauen gegenüber einander aufzubauen.  Um zusammen innerhalb des Projektes arbeiten zu können, bedarf es darüber hinaus eines wertschätzenden Entgegenkommens, das insbesondere Voraussetzung für eine vertrauensvolle Basis ist. Denn transdisziplinäre Prozesse können erst dann gelingen, wenn wir einzelne bereit sind, einander verstehen zu lernen.

Nachdem es im ersten Gespräch erstmal darum ging, sich kennenzulernen, fand ein zweites Gespräch mit dem Zweckverbands Wildeshauser Geest, Mitte August statt, dessen Ziel es war, Zugang zu dem individuellen Wissen herzustellen und zugleich Wissen für uns zu generieren, welches wir vorher durch unsere Recherche nicht erlangen konnten. Mit Hilfe der beiden Gespräche konnten wir herausfinden, was die zentralen Probleme im Naturpark Wildeshauser Geest sind, welche Rolle der Naturpark innehat und mit welchen Anforderungen der Naturpark von außen konfrontiert wird. Darüber hinaus fanden wir heraus, welche Rolle ein nachhaltiger Tourismus in der Region spielt. Beide persönlichen Gespräche dienten vor allem dem gemeinsamen Problemverständnis und der Findung der Fragestellung, die wir versuchen möchten im kommenden Semester zu beantworten. Mithilfe der persönlichen Gespräche konnten wir auch klären, was von uns in Bezug auf das transdisziplinäre Projekt erwartet wird und was wir uns in Gegenzug von dem transdisziplinären Projekt erhoffen. Dieser Verständigungsprozess ist notwendig, um die eigenen Bedürfnis- und Interessenebenen und die der anderen Akteure miteinzubeziehen.

Ausblick: Persönliche Interviews und Workshops mit den Akteuren vor Ort in der Wildeshauser Geest

Im kommenden Semester soll insbesondere durch persönliche Interviews herausgefunden werden, welche Erwartungshaltungen die Tourismusakteure in der Wildeshauser Geest an den Zweckverband Wildeshauser Geest stellen. Dabei soll auf die Fragen eingegangen werden, was die Tourismusakteure vom Naturpark Wildeshauser Geest erwarten, ob es Wünsche oder Konflikte gibt und wie man diese Konflikte lösen kann, um einen guten Nutzen für alle Akteure zu erzielen. Durch die persönlichen Interviews soll Zugang zu weiteren Akteuren erhalten werden. Als weitere Möglichkeit eignen sich Workshops, um den persönlichen Austausch zwischen den verschiedenen Akteursgruppen zu ermöglichen.

Fazit

Um komplexe Fragestellungen zu beantworten ist Wissen aus der Wissenschaft und aus der Praxis nötig, um verschiedene Zusammenhänge zu verstehen. Das wissenschaftliche Wissen ist dabei nicht auf die Praxis zugeschnitten, ferner muss es im Austausch mit der Praxis generiert werden, um bestimmte Probleme zu lösen. Insgesamt geht es also darum in transdisziplinären Projekten, den Austausch von verschiedenen Akteuren aus der Wissenschaft und Praxis zu ermöglichen und somit unterschiedliche Wissens- und Wertesysteme zu fördern. Das Beispiel unserer Projektgruppe hat gezeigt, dass der persönliche Austausch wichtig ist, um neues Wissen zu generieren. Insbesondere war der persönliche Austausch zu Beginn des Projekts erstmal wichtig, um gemeinsame Ziele zu definieren, eine gleiche Problemdefinition zu finden und eine gemeinsame Forschungsfrage zu entwickeln. Insbesondere erhoffen wir uns durch die persönlichen Interviews und Workshops im kommenden Semester, weiteres transdisziplinäres Wissen zu erlangen.

 

Quellen:

  1. Bergmann, Matthias et al. (2010): Methoden transdisziplinärer Forschung. EinÜberblick mit Anwendungsbeispielen. Campus Verlag GmbH, Frankfurt am Main.
  2. Bruhn, Thomas (2014): Empathiefähigkeit und Vertrauen als Schlüssel in transdisziplinären Prozessen. Integrale Perspektiven 27/2, S. 30-33.
  3. Fry, Patricia et al. (2008): Von implizitem Know-how zu expliziten Themen: inter- und transdisziplinärer Wissensaustausch. GAIA 17/3, S. 318–320.
  4. Hanschitz, Rudolf-Christian et al. (2009): Transdisziplinarität in Forschung und Praxis. Chancen und Risiken partizipatorischer Prozesse. VS Verlag für Sozialwissenschaften, GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden.
  5. Lang, Daniel J. et al. (2012). Transdisciplinary research in sustainability science: practice, principles, and challenges. Sustainability science, 7(1), 25-43.

 

„Sechs Monate transdisziplinäres Arbeiten und fünf Erkenntnisse darüber, warum Gruppenarbeiten so laufen wie sie laufen“

Von Sabine Hanke

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Dieser Blogpost ist Teil des Studentenprojektes Transdisziplinäres Projekt: Landkreis Oldenburg im Master Nachhaltigkeit. Lehrende: Moritz Engbers, Ulli Vilsmaier & Maraja Riechers

 Haben Sie auch das Gefühl, dass die meisten Gruppenarbeiten immer ähnlich ablaufen? Dies war zumindest einer meiner Gedanken, als ich über die letzten sechs Monate unserer Fallstudie nachdachte. Der emotionale Verlauf einer Gruppenarbeit erinnert mich oftmals an einen Weg durchs Gebirge mit Höhen und Tiefen, mit Euphorie und Frustration, mit „ich will das jetzt schaffen“ und „ich kann nicht mehr“. Ich glaube jeder, der schon einmal in einer Gruppe gearbeitet hat, kennt die Berg und Tal Fahrten und ihre Auswirkungen auf die Effizienz der Gruppenarbeit. Nachdem es mir nun wieder aufgefallen ist, habe ich mich gefragt warum das so ist, mich auf die Suche nach Antworten begeben und fünf wesentliche Erkenntnisse gewonnen, warum unsere Gruppenarbeit an verschiedenen Stellen eine Hochphase hatte und an manchen Stellen etwas abgeflacht ist. Ich möchte Sie in diesem Blogpost daran teilhaben lassen, Ihnen verschiedene Gründe anhand unseres ersten Projektsemesters erklären und vorstellen was wir und Sie tun können um Talfahrten zu vermeiden.

  1. Der Erfolg der Gruppe hängt nicht zwangsläufig von der Kompetenz ab.

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass wenn Sie etwas unbedingt wollen, dies auch schaffen können ohne davor gewusst zu haben wie es geht? Dies gilt auch in Gruppen, denn der Erfolg oder Misserfolg wird beispielsweise dadurch bestimmt, wie sich die Gruppenmitglieder innerhalb der Gruppe fühlen: ob sie sich als entbehrlich einschätzen, wie sie ihren Wert für die Gruppe oder ihren Status in ihr wahrnehmen, aber auch durch die Art und den Umfang der gestellten Aufgabe [1]. Wir haben uns in einem unserer ersten Schritte diesem Punkt angenommen. Die Durchführung der Belbin-Session (Eine Entdeckungsreise durch Rollen und Kompetenzen) hat uns geholfen die anderen Mitglieder ebenso wie uns selbst im Kontext der Gruppe kennenzulernen. Wir wurden uns bewusst, welche Rolle jeder einnehmen will und wie jeder die Arbeit der Gruppe unterstützen kann. Natürlich wird es schwierig, wenn viele Mitglieder dieselbe Rolle erfüllen möchten und dadurch Konkurrenz um Rollen oder Kompetenzen entsteht. Da wir uns aber jeweils mehreren Rollen zuteilen konnten, erreichten wir eine einvernehmliche Verteilung. Dies wurde weiter verstärkt durch eine breite Streuung von Fachkompetenzen auf Grund der Vielzahl unterschiedlicher Abschlüsse. In meiner persönlichen Erfahrung entwickelte ich, durch das Wissen welchen Mehrwert ich in der Gruppe leisten kann, ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl und eine größere Motivation zum Ziel beizutragen. Interessanterweise empfand ich die „Anfangs-Skepsis“ in der Gruppe mit mehr Studenten mit demselben Abschluss und einer ähnlichen Verteilung der Belbin-Profile als größer.

  1. Motivationskicks durch Evaluation.

Eine klare Motivation für die Erreichung eines guten Ergebnisses kennt jeder: die Begutachtung des Arbeitsfortschrittes durch eine Autoritätsperson [2]. Meiner Einschätzung nach waren zwar Diskussionen ohne die Präsenz von Lehrerenden kritischer und meist effektiver, jedoch verlieh deren Anwesenheit für Zwischenpräsentationen und Rücksprachen der Arbeit einen gewissen Stellenwert und förderte die Produktivität vor dem Termin und für mich persönlich auch die Motivation danach. Auf der einen Seite wollten wir als Gruppe zeigen, was wir bereits erreicht hatten und auf der anderen Seite verlieh das Feedback zu jedem Zeitpunkt der letzten sechs Monate einen neuen Anschub Ideen zu konkretisieren, zu verfeinern und auszugestalten.

  1. Gruppenarbeiten verschleiern die Leistung des Einzelnen.

Kennen Sie die Abkürzung T.e.a.m.? Toll, ein anderer machts [3]. Ich glaube auch jeder kennt das aus beiden Perspektiven. Dies ebenso wie die bereits genannten Erkenntnisse zählen zu dem sehr faszinierenden Effekt des social loafings – dem Zurücknehmen einzelner Personen in einer Gruppe [3]. Die Gründe hierfür können sehr vielfältig sein, stehen aber in einer engen Verbindung mit der Motivation und sind dadurch oftmals persönliche [4]. Die Erklärung weswegen dieser Effekt so oft auftaucht ist relativ einfach: die Leistung des Einzelnen ist nicht mehr erkennbar und geht in der Gesamtleistung unter. Verstärkt wird dies durch Faktoren wie mangelnder Gruppenzugehörigkeit und Identifikation der Gruppenmitglieder mit der Aufgabe [3].

  1. Motivation immer wieder neuerfinden, um am Ball zu bleiben.

Meiner Erfahrung nach ist die mangelnde Identifikation mit der Aufgabe ein wesentlicher Knackpunkt in transdisziplinären Projekten. In unserem Fall war es wichtig erst einmal einen Rahmen für die Arbeit und eine Vision für das Ziel zu entwickeln. Sie können sich vermutlich vorstellen, dass es eine Herausforderung ist, mit 22 Leuten im thematischen Neuland der Inter- und Transdisziplinarität zu arbeiten, insbesondere da wir den Landkreis Oldenburg kaum kannten und auch keine Vorstellung hatten, wie das finale Projektergebnis aussehen könnte. Zu diesem Zeitpunkt gab es unter den Projektteilnehmern zahlreiche ungeklärte Fragen. Erst als diese begannen sich aufzulösen und die Anfangsskepsis schwand, wuchs die Motivation und das Arbeiten gewann an Effektivität. Eine erste Motivationsspitze war zu erkennen, nachdem wir die Begriffe Nähren und Antreiben für uns definiert hatten. Ein Absinken der Motivation und auch eine etwas abflachende Leistung wurde spürbar, als trotz vorhandener Ideen was innerhalb des Projekts passieren könnte, unklar war ob diese in der Region sinnvoll umzusetzen wären. Nach der ersten Feldphase zog die Arbeitsleistung wieder an, weil wir ein genaueres Bild davon hatten, wie die Region aussieht und weil durch Gespräche mit Akteuren Ideen ausgestaltet werden konnten. Persönlich glaube ich, die Überwindung von initialen Fragezeichen und thematischen Problemen erfordert immer wieder eine neue Identifikation mit dem Projekt. Sie kennen sicher auch den Gedanken „warum mache ich das überhaupt?“, wenn es knifflig wird. In transdisziplinären Projekten ist das Ziel nicht unbedingt klar und greifbar definiert [5]. Daher kann sich ein solches Projekt mehrmals neu ausrichten kann. Dies stellt die Teilnehmer immer wieder vor die Herausforderung der Neuidentifikation, um Motivation für den nächsten Anstieg mit Arbeit und Ideen zu schöpfen. Demnach sind die Höhen und Tiefen vor allem in transdisziplinären Projekten normal und gehören auch irgendwie dazu.

  1. Social loafing wird durch transdisziplinäre Projekte gefördert, durch interdisziplinäre Gruppen gelindert.

Mein Fazit zu den vergangenen sechs Monate lautet wie folgt: hinderliche Effekte auf die Gruppenproduktivität wie z. B. social loafing können durch transdisziplinäre Projekte gefördert, durch interdisziplinäre Gruppen dagegen gelindert werden. Gefördert, weil es zahlreiche Möglichkeiten gibt und der Prozess ergebnisoffen und oftmals unklar ist [5]. Gelindert, weil durch verschiedene Disziplinen eine gewisse Rollenverteilung von selbst erreicht wird und eine gewisse Stellung der Gruppenmitglieder durch die mitgebrachte Kompetenz gesichert ist. Persönlich glaube ich, dass die Vergabe von Aufgabenpaketen, das Bewusstsein von Kompetenzen und vor allem immer wieder die Rückbesinnung auf den Rahmen und die Unterstützung von Lehrenden und Tutoren bei uns wesentlich dazu beigetragen haben Effekte wie social loafing zu vermeiden.

 

QUELLEN

[1] Hurley, Eric; Allen, Brenda (2007): Asking the How Questions: Quantifying Group Processes Behaviors. In: The Journal of General Psychology. Vol: 134, Nr: 1. Seiten 5-21.

[2] Teng, Chih-Ching; Luo, Yu-Ping (2014): Effects of Perceived Social Loafing, Social Interdependence and Goup Affective Tone on Students’ Group Learning Performance. In: The Asia-Pacidifc Education Reseacher. Vol:24, No:1. Seiten 259-269.

[3] Nitzsch von, Rüdiger (2006): Entscheidungslehre. Mainz.

[4] Jassawalla, Avan; Malshe, Avinash; Sashittal, Hemant (2008): Student Perceptions of Social Loafing in Undergraduate Business Classroom Teams. In: Decision Sciences Journal of Innovative Education. Vol: 6, Nr: 2. Seiten: 403-420.

[5] Hanschitz, Rudolf-Christian; Schmidt, Esther; Schwarz, Guido (2009): Transdisziplinarität in Forschung und Praxis. Wiesbaden.

Alles eine Frage der Perspektive?

Von der Kunst aneinander vorbei zu reden: Die alltäglichen Probleme der Kommunikation in transdisziplinären Projekten

Von Kamila Szwejk

This blogpost is part of a transdisziplinary student project in the region of Oldenburg tought by Moritz Engbers, Prof. Ulli Vilsmaier, Dr. Maraja Riechers.

Dieser Blogpost ist Teil des Studentenprojektes Transdisziplinäres Projekt: Landkreis Oldenburg im Master Nachhaltigkeit. Lehrende: Moritz Engbers, Prof. Ulli Vilsmaier, Dr. Maraja Riechers.

In transdisziplinären Projekten, ist es für den Erfolg essentiell, dass Praxispartner und Forschungsteam, auf der Basis eines konstanten Austausches, eng miteinander verflochten sind (Jahn 2008, S. 27). Nur wenn sie gemeinsam an einem Strang ziehen, können sie das Projekt meistern. Aber was passiert, wenn sie aneinander vorbei reden? Was, wenn beide Seiten nicht mit demselben Vokabular arbeiten? Wenn die Praxispartner eine Sechs sehen, das Forschungsteam aber eine Neun?

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Abbildung 1: Sechs oder Neun.

Dieser Blog Beitrag beschäftigt sich mit der Problematik der Kommunikation in transdisziplinären Projekten. Natürlich können Kommunikationsprobleme auch bei den einzelnen Praxispartnern oder innerhalb des Forschungsteams auftreten. Der Schwerpunkt des Blogs liegt jedoch auf der Kommunikation zwischen den Praxispartnern und dem Forschungsteam. Die hier genannten Lösungsvorschläge können selbstverständlich auch darüber hinaus auf andere Bereiche der Kommunikation übertragen werden.

1. Schritt: Offen für Neues sein!

In transdisziplinären Projekten ist das oberste Prinzip offen und aufgeschlossen aufeinander zuzugehen (Pohl, Hirsch Hardorn 2006, S. 18). Schwierigkeiten können hierbei vor allem im Bereich der Begrifflichkeit, der Fragestellung oder der Methodenwahl auftauchen, oder aber aus gegenseitigen Vorurteilen bestehen, die zunächst gelöst werden müssen (Defila, Di Guilio, Scheuermann 2006, S. 219).

Was können die Beteiligten tun?
Je nach Praxispartner liegt der Fokus eher auf einer lösungsorientierten und wirtschaftlich ausgelegten Teilnahme an dem Projekt. Das Ziel besteht darin, den Status Quo zu verbessern und von dem Projekt zu profitieren. Ist die Zusammenarbeit mit einem Forschungsteam neu und ungewohnt, sind viele Aspekte für die Praxispartner mitunter nicht intuitiv verständlich. Unterschiedlichkeiten in den Vorgehensweisen, Arbeitsabläufen und der Verwendung von Fachbegriffen, führen regelmäßig zu Verwirrung und Missverständnissen. Hierbei entsteht oftmals die Situation, dass der Versuch Sachverhalte durch die Verwendung von Fachbegriffen aus dem jeweiligen Forschungsbereich zu verdeutlichen, den genau gegenteiligen Effekt hat und noch mehr Unklarheit erzeugt. Nur wenn sich alle Partner verstehen und mit den gleichen Worten arbeiten, können sie effektiv zusammenarbeiten. Die einfachste Lösung kommt hierbei vollkommen ohne Banalität aus: Offene Kommunikation.
Respektvoller Umgang miteinander, der auf Basis einer offenen Kommunikation stattfindet, ist eine grundlegende Voraussetzung um Ergebnisse erarbeiten zu können. Auf dieser Basis erwächst ein Vertrauensverhältnis zwischen den Projektpartnern, welches es erlaubt auch Fragen zu artikulieren, die das eigene Unverständnis betreffen und somit Unklarheiten von Beginn an auszuräumen. Dabei sollte sich der Praxispartner immer als Experte sehen, der mit dem Forschungsteam etwas verändern will und, dass  beide mit- und nicht gegeneinander arbeiten. Gerade in der Anfangszeit eines Projektes bedarf es einiger Anstrengung, sich auf gemeinsame Begriffe zu einigen und diese Bemühungen sollten auf beiden Seiten von dem Bewusstsein gestützt werden, dass der Partner zugewandt und wohlwollend handelt.
So können auftretende Missverständnisse gleich durch Nachfragen ausgeräumt werden, was eine Basis für eine effektive Zusammenarbeit schafft.

Während der Praxispartner also beispielsweise bei der Verwendung vieler Fremdworte nicht von einer „akademischen Arroganz“ des Forschungsteams ausgehen sollte, muss auch dieses im Gegenzug bereit sein, offen zu kommunizieren und sich gegebenenfalls anzupassen. Sie müssen sich bewusst machen, dass ihre Praxispartner andere primäre Verpflichtungen haben und sie sich eventuell weniger mit dem Projekt beschäftigen als das Forschungsteam selbst. Damit muss das Forschungsteam akzeptieren, dass die Praxispartner einen anderen Wissensstand aufweisen, der zunächst angeglichen werden muss. Folglich ist es die Aufgabe des  Forschungsteams eine allgemein verständliche Sprache anzustreben, damit alle Beteiligten richtig verstanden werden.

2. Schritt: Atmen, denken, reden!

Drei einfache Worte: „Atmen, denken, reden!“. Unabhängig davon, ob es sich um den Praxispartner oder ein Mitglied des Forschungsteam handelt, ist es für alle Beteiligten hilfreich, wenn Gedanken erst strukturiert werden, bevor man sie anderen vorgestellt. Übrigens ein hervorragender Rat in fast allen Lebenslagen. Dabei hilft es erst tief durchzuatmen, noch einmal alles zu überdenken und dann erst das Wort an seinen Gegenüber zu richten. Einige Beispiele können aus der hier folgenden Tabelle entnommen und in Gruppengesprächen angewendet werden. Ziel ist es ein funktionales Gesprächsverhalten (Blanckenburg, Böhm, Dienel, Gegewie 2005, S. 149) zu etablieren.
Also Gesprächsverhalten, das darauf abzielt vorzeitig Konflikte zwischen den Personen zu vermeiden und gleichzeitig die Diskussion zu fördern.

Tabelle 1: Funktionales Gesprächsverhalten. (Blanckenburg, Böhm, Dienel, Legewie 2005, S. 149)

Funktionales Gesprächsverhalten

Was tun?

Auf Vorredner in deren Sinn Bezug nehmen. Fassen Sie kurz zusammen, was der andere gesagt hat und was er will, bevor Sie zu den eigenen Positionen und Argumenten kommen. Vermeiden Sie, Erwiderungen im Kopf zu verfertigen, während andere noch sprechen.
Weitere Informationen nachfragen. Bitten Sie darum, weitere Informationen zu unklaren Aspekten, Argumenten oder Positionen zu bekommen. Fragen Sie ggf. nach weiteren Informationen.
Voraussetzungen für die Zustimmung
zu strittigen Positionen klären.
Thematisieren Sie Bedingungen und Voraussetzungen, unter denen Sie oder Ihre Gesprächspartner konträren Positionen zustimmen können.
Positionen weiterentwickeln. Diskutieren Sie darüber, was mittel- und langfristig passiert, wenn Entscheidungen in der einen oder anderen Weise getroffen werden.
Konträre Positionen anerkennen. Eine andere Meinung anzuerkennen, heißt nicht, dass man ihr zustimmt. Sie signalisiert aber, dass unterschiedliche Sichtweisen und Positionen, Ziele akzeptiert werden.
Gefühle akzeptieren und ansprechen. Sprechen Sie es an, wenn in der Gruppe  “die Luft brennt” oder die “Atmosphäre gefriert”. Nehmen Sie Bezug auf emotionale Reaktionen einzelner, z.B. “Ich sehe, dass Sie sehr wütend sind.”

 3. Schritt: Gemeinsame Ziele definieren

Nachdem zunächst die Grundlage für ein offenes Miteinander geschaffen und anschließend ein positives und produktives Gesprächsverhalten geschaffen wurde, ist es im Folgenden wichtig, die gemeinsamen Ziele zu besprechen. In der Literatur wird dieser Punkt als besonders bedeutsam erachtet, da sich damit zukünftige Konflikte vermeiden lassen. Dabei sollten die Ziele im Vorfeld transparent gemacht und zwischen den Projektpartnern abgeglichen werden (Schophaus, Schön, Dienel 2004, S. 96). Die Ziele der einzelnen Parteien können sich überschneiden oder aber voneinander unterscheiden. Wo die Wissenschaft eher bemüht ist, mit ihren Forschungsergebnissen eine Auskunft zu erteilen, streben Praxispartner oftmals nach Erfüllung der von ihnen selbst definierten Zielen unterschiedlichster Ausrichtung (Mogalle 2001, S. 19). Das „zu lösende Ziel“ wird damit in der Praxis zumeist von Seiten der Praxispartner vorgeschlagen (ebd.).

Schlagen wir nun den Bogen zu der Illustration, die wir zu Beginn dieses Beitrages verwendet haben. Ausgehend von der jeweiligen Perspektive kann sich eine Situation vollkommen unterschiedlich darstellen: Handelt es sich also um eine „Sechs“ oder eine „Neun“?
In transdisziplinären Projekten ist es wichtig, erst einmal verschiedene Möglichkeiten zu betrachten, diese zu respektieren und sich auf den Blickwinkel seines Gegenübers einzulassen.
Ein Blickwinkel und die damit verbundenen Meinungen und Lösungsideen sind nicht per se richtig oder falsch. Manchmal kann es helfen ein wenig zurück zu treten und sich einfach darauf zu einigen, dass es sich um eine liegende Zahl handelt – und sich dann gemeinsam zu fragen, wie man sie nun in das bestehende Projekt einbinden kann.

Für die Studierenden des Projektes im Landkreis Oldenburg hat dies zur Folge, dass sie sich  mit der Kommunikation und dem Umgang mit ihren Praxispartnern stark auseinander setzen müssen. Dies dient besonders der Konfliktprävention und für den erfolgreichen Abschluss des Projektseminars.
(Der Autorin ist bewusst, dass das Thema nicht nur auf „drei Schritte“ zu reduzieren ist. Diese drei Schritte bieten jedoch eine Basis für vorteilhafte Kommunikation in Transdisziplinären Projekten und können/müssen erweitert werden.)

 

 Literatur:
Blanckenburg C.v., Böhm, B., Dienel, H., Legewie, H. (2005): Leitfaden für interdisziplinäre Forschungsgruppen: Projekt initiieren – Zusammenarbeit gestalten. Kooperationsmanagement. Blickwechsel. Franz Steiner Verlag, Berlin.

Defila, R., Di Giulio, A., Scheuermann, M. (2006): Forschungsverbundmanagement. Handbuch für die Gestaltung inter- und transdisziplinärer Projekte. Vdf Hochschulverlag AG, Zürich.

Jahn, T. (2008): Transdisziplinarität in der Forschungspraxis. In: Bergmann, M., Schramm, E., Transdisziplinäre Forschung. Integrative Forschungsprozesse verstehen und bewerten. Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main.

Mogalle, M. (2001): Management transdisziplinärer Forschungsprozesse. Birkhäuser Verlag, Basel.

Pohl, C., Hirsch Hadorn, G. (2006): Gestaltungsprinzipien für die transdisziplinäre Forschung. Ein Beitrag des td-net. Ökom Verlag, München.

Schophaus, M., Schön, S., Dienel, H. (2004): Transdisziplinäres Kooperationsmanagement. Neue Wege in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Ökom Verlag, München.

Bild Quelle: Sechs oder Neun.
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(Ursprungskünstler konnte nicht ausgemacht werden)