Von Ann-Kathrin Amsel
This blogpost is part of a transdisciplinary student project in the region of Oldenburg taught by Moritz Engbers, Prof. Ulli Vilsmaier, and Dr. Maraja Riechers.
Dieser Blogpost ist Teil des Studentenprojektes Transdisziplinäres Projekt: Landkreis Oldenburg im Master Nachhaltigkeit. Lehrende: Moritz Engbers, Prof. Ulli Vilsmaier, Dr. Maraja Riechers.
Die Grundlage inter- und transdisziplinärer Forschung ist die gemeinsame Problemlösung in Teams. Interdisziplinarität beschreibt die Forschung in Teams, in denen mindestens zwei unterschiedliche Disziplinen beziehungsweise Fachrichtungen vertreten sind. Hingegen werden innerhalb transdisziplinärer Forschungsprojekte zusätzlich zu den Wissenschaftler_innen verschiedener Disziplinen die Akteur_innen einbezogen, um gesellschaftsrelevante Probleme zu lösen (1). Zusätzlich zu dem fachlichen Können der Wissenschaftler_innen, sind demnach ebenso ihre Fähigkeiten als Teamplayer in der Forschung gefragt (1).
Neben dem Kennenlernen der Wildeshauser Geest und ihren Akteuren, waren wir Studierenden auch vor die Aufgabe gestellt worden, uns als Team zusammen zu finden. Das transdisziplinäre Projekt ist zwar Teil des Studienganges Nachhaltigkeitswissenschaft, welchen wir alle belegen, dennoch stammen wir seitens des vorangegangenen Bachelors aus unterschiedlichen Disziplinen. Die Nachhaltigkeitswissenschaften stellen damit keine eigenständige Disziplin dar, sondern vereinen vielmehr unterschiedliche Disziplinen der Naturwissenschaften und der Sozialwissenschaften(2).
Die Entwicklung eines Teams erfolgt nicht automatisch, sondern ist vielmehr zu Beginn des Projektes bewusst zu gestalten, um ein angenehmes Arbeitsklima und eine Teamdynamik zu schaffen, die fruchtbare Ergebnisse verspricht (1). Herausforderungen in der Teamentwicklung, die es zu meistern galt, waren das Überwinden der disziplinären Grenzen, der Aufbau einer Funktionsstruktur und die Entwicklung eines angenehmen Arbeitsklimas.
Überwinden der disziplinären Grenzen
In interdisziplinär ausgerichteten Teams ist eine Herausforderung die eigene Disziplin, welche als verlässlicher Rückzugsort gilt, zu verlassen und die verschiedenen Interessen der Disziplinen in ein Gesamtinteresse zu integrieren (3). Die Bildung eines Gesamtinteresses meint die Schaffung eines Konsenses hinsichtlich einer gemeinsamen Problemansicht und Fragestellung, des Vorgehens zu deren Bearbeitung und der Entwicklung gemeinsamer Ziele. Wobei Konsens nicht so verstanden werden sollte, dass disziplinäre Unterschiede aufgegeben werden. Vielmehr bedeutet Konsens, dass alle Teammitglieder entschlossen sind, ihre disziplinären Ansätze auf die Bearbeitung der Problemstellung auszurichten (1).
Das Überwinden der disziplinären Grenzen war für unsere Teamentwicklung keine große Herausforderung, da wir alle aus demselben Studiengang Nachhaltigkeitswissenschaft stammen, welcher interdisziplinär ausgerichtet ist, wodurch wir bereits Kompetenzen entwickeln konnten, die uns halfen diese Herausforderung zu meistern. Die Kompetenzen umfassen beispielsweise die Teamfähigkeit, die Kommunikationsfähigkeit sowie die Reflexionsfähigkeit (1).
Aufbau einer Funktionsstruktur
In einem Team zu arbeiten erhöht die Leistungsfähigkeit, welche jedoch auch voraussetzt, die innere Komplexität zu bewältigen. Über eine angemessene Rollenverteilung soll dies erreicht werden (4). Hierbei ist darauf zu achten, dass, je höher die Partizipation, Transparenz und Akzeptanz in Bezug auf die Rollenverteilung im gemeinsamen Projekt sind, die Leistungsfähigkeit des Teams gesteigert wird und Konflikte vermieden werden (1).
Auch in unserem Team wurden Rollen vergeben, die bestimmte Funktionen innehaben. Die Rollen umfassen beispielsweise das Projektmanagement, die externe und interne Koordinierung, die Kommunikation, das Datenmanagement sowie die Moderation etc. Für die Vergabe haben wir uns Zeit gelassen, bis jeder sich in einer Rolle wiedergefunden hat, wodurch wir niemanden in eine Rolle gezwungen haben. Zudem wurden die Rollen mindestens doppelt besetzt, um die Erfüllung der Rolle aufrecht zu erhalten, auch wenn jemand verhindert ist.
Angenehmes Arbeitsklima
Eine Voraussetzung für eine effektive Teamarbeit ist ein angenehmes Arbeitsklima (5). Dafür ist weniger die Sympathie zu den Teammitgliedern als das Vertrauen untereinander von Bedeutung (1). Erst auf Basis von Vertrauen kann mit Kritik umgegangen werden. So sind auftretende Probleme oder Konflikte nicht zu personalisieren, sondern in einem offenen Klima aufzugreifen und zu bearbeiten (3).
Um ein angenehmes Arbeitsklima und eine Vertrauensbasis zu schaffen wurde von allen Teammitgliedern gemeinsam ein Verhaltenskodex entwickelt, der Regeln zur Zusammenarbeit, wie beispielsweise den Umgang miteinander, die Struktur der einzelnen Sitzungen und die Arbeitsweise beinhaltet. Außerdem ordneten sich in einer Sitzung die Teammitglieder den Belbin-Teamrollen zu, welche von dem Engländer R. M. Belbin entwickelt wurden. Seine neun Rollen sollen die ideale Zusammensetzung eines Teams wiedergeben, wobei der Teamrollenbegriff die Art des Sozialverhaltens und den Beitrag zur Aufgabenbewältigung umfasst. Sie können grob in drei Hauptkategorien, den handlungsorientierten, kommunikationsorientierten und wissensorientierten Rollen, unterteilt werden. Die Teamrollen verdeutlichen, dass Teammitglieder, die sich aufgrund unterschiedlicher Fähigkeiten und Charakteristika gegenseitig ergänzen, gebraucht werden (6). Anhand der Belbin-Rollen soll ein besseres Verständnis für die Vielfalt der unterschiedlichen Rollen im Team und ihre Stärken und Schwächen entwickelt werden. Mit diesem Bewusstsein können die Teams ihre internen Ressourcen an diese Informationen anpassen und ausschöpfen, um strategische Fehler und Konflikte untereinander zu vermeiden (6).
Zusammenfassung
Eine erfolgreiche Entwicklung von interdisziplinär ausgerichteten Teams bedarf zunächst der Überwindung der disziplinären Grenzen. Eine Voraussetzung ist die Schaffung eines Umfelds, in dem ein für alle angenehmes Arbeitsklima herrscht, das auf Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung basiert. Weiterhin ist ein gemeinsames Verständnis sowie die Verteilung von Funktionsrollen für die Teamarbeit bedeutend. Die Bedeutung der dargestellten Faktoren für eine gelingende Teamentwicklung werden oftmals unterschätzt. Allerdings sind sie die Voraussetzung für gelingende Teamprozesse und damit für fruchtbare Ergebnisse (1). Unsere Teamentwicklung im transdisziplinären Projekt ist längst nicht abgeschlossen. Vielmehr haben wir eine vielversprechende Grundlage geschaffen, auf der wir zukünftig aufbauen können. Inwieweit unser Team auch die zunehmende Komplexität bewältigen wird, wenn unsere Forschung in die Tiefe geht, wird sich erst im weiteren Verlauf zeigen.
Literatur:
- Defila, R., Di Guilio, A., Scheuermann, M. 2006. Handbuch für die Gestaltung inter- und transdisziplinärer Projekte. Zürich: vdf Hochschulverlag AG.
- Clark, W. C., Dickson, N. M. 2003. Sustainability science: The emerging research program. PNAS 100/14: 8059–8061.
- Hanschitz, R.-C., Schmidt, E., Schwarz, G. 2009. Transdisziplinarität in Forschung und Praxis. Chancen und Risiken partizipativer Prozesse. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Lerch, S. 2014. Sprechen Sie interdisziplinär? Zur Besonderheit interdisziplinärer Kompetenzen. In: Interdisziplinarität und Transdisziplinarität als Herausforderung akademischer Bildung: innovative Konzepte für die Lehre an Hochschulen und Universitäten. Herausgegeben von C. Schier und E. Schwinger E. Bielefeld: Transcript. 79-94.
- Blanckenburg, C. von, Böhm, B., Dienel, H.-L. 2005. Leitfaden für interdisziplinäre Forschergruppen: Projekte initiieren – Zusammenarbeit gestalten. Stuttgart: Franz Steiner Verlag.
- Belbin, R. M. 1996. Erfolg und Mißerfolg. Wörrstadt: Bergander Team- und Führungsentwicklung.